Ein Drittel aller Suchanfragen trägt regionale Absicht. Von hundert Klicks suchen dreißig nach Handwerkern, Baufirmen oder Zulieferern „in der Nähe”. Fast drei Viertel dieser Suchenden besuchen anschließend tatsächlich ein Geschäft – und etwa 30 Prozent kaufen noch am selben Tag. Trotzdem verschwinden viele Baufirmen und Handwerksbetriebe in der lokalen Suche, weil ihre digitale Infrastruktur entweder veraltet ist oder gar nicht existiert. Was im stationären Geschäft seit Jahrzehnten funktioniert – Mund-zu-Mund-Propaganda, regionale Netzwerke, Sichtbarkeit vor Ort – muss heute digital übersetzt werden. Local SEO ist diese Übersetzung.
Warum Google Business Profile über allem steht
Das Google Business Profile ist für Handwerksbetriebe oft relevanter als die eigene Website. Es erscheint in den Suchergebnissen noch vor organischen Listings und dominiert Google Maps. Die ersten drei Einträge im sogenannten Local Pack entscheiden, wer Anfragen bekommt – und wer leer ausgeht. Besonders im Handwerk und in der Baubranche, wo Nutzer gezielt nach „Maler Nürnberg” oder „Dachdecker Berlin” suchen, bestimmt die Platzierung im Local Pack über Auslastung oder Leerlauf.
Ein vollständig ausgefülltes Profil signalisiert Google Relevanz und Vertrauenswürdigkeit. Öffnungszeiten, Telefonnummer, präzise Adresse, hochwertige Bilder und Leistungsbeschreibungen müssen konsistent mit allen anderen Online-Einträgen sein. Wer seine Inhaberschaft nicht sichert, riskiert, dass Dritte falsche Daten eintragen. Die Sichtbarkeit von Handwerksbetrieben beginnt mit der Kontrolle über das eigene Profil.
Sieben Ranking-Faktoren für lokale Sichtbarkeit
Google verwendet über 200 Faktoren für das Ranking – bei lokalen Suchanfragen spielen sieben besonders zentral. Aufbau und Inhalt der Website bilden das Fundament: HTTPS-Verschlüsselung ist Pflicht, responsives Design unverzichtbar, Ladezeiten unter drei Sekunden Standard. Websites, die länger laden, verlieren 30 Prozent ihrer Besucher sofort. Bei sechs Sekunden sind es bereits 50 Prozent.
Backlinks von regional verankerten Partnern verstärken die lokale Relevanz. Ein Sponsoring beim Sportverein oder eine Kooperation mit einem Baustoffhändler kann durch Textlinks mehr Gewicht bringen als hunderte generische Verzeichniseinträge. Nutzersignale wie Verweildauer, Klickrate und Absprungrate zeigen Google, ob eine Seite die Suchintention erfüllt. Citations – also Einträge in Online-Branchenbüchern wie Gelbe Seiten, Das Örtliche oder golocal – multiplizieren die Sichtbarkeit, vorausgesetzt Name, Adresse und Telefonnummer (NAP) stimmen überein.
Bewertungen sind Währung. Je mehr positive Google-Rezensionen, desto höher das Ranking. Wer auf jede Bewertung reagiert und diese auf der Website einbindet, zeigt aktives Reputationsmanagement. Das gehört zur Online-Reputation von Baufirmen wie Beton zum Fundament.
Strukturierte Daten: Googles Sprache sprechen
Strukturierte Daten machen Inhalte maschinenlesbar. Mit dem LocalBusiness-Schema von Schema.org können Baufirmen Google exakt mitteilen, wer sie sind, was sie anbieten, wo sie zu finden sind und wann sie erreichbar sind. Die offizielle Google-Dokumentation beschreibt, wie Öffnungszeiten, geografische Koordinaten, Preisklassen und Leistungen im JSON-LD-Format hinterlegt werden.
Ein korrekt implementiertes LocalBusiness-Markup erhöht die Chance auf Rich Snippets – jene hervorgehobenen Suchergebnisse, die Öffnungszeiten, Bewertungen und Kontaktdaten direkt in der Suche anzeigen. Besonders für Handwerksbetriebe, die saisonal oder mit abweichenden Öffnungszeiten arbeiten, bieten die Properties validFrom und validThrough präzise Steuerung. Wer mehrere Standorte oder Abteilungen betreibt, kann diese mit dem department-Property separat auszeichnen.
Ortsbezug und lokale Keywords
Ohne geografischen Bezug bleibt Local SEO wirkungslos. Texte müssen explizit den Standort nennen: „Wir sind Ihr Malerfachbetrieb in Erlangen” oder „Sie finden uns in der Nähe vom Bahnhof Freising”. Diese Ortsnennungen sollten in Überschriften, Bilddateinamen und Alt-Attributen auftauchen. Bilder dürfen maximal 100 KB groß sein, um die Ladezeit nicht zu gefährden, und müssen mit aussagekräftigen Dateinamen wie „dachdecker-nuernberg-nord.jpg” hochgeladen werden.
Die SEO-Strategien für Bauunternehmen unterscheiden sich grundlegend von bundesweiten Kampagnen. Longtail-Keywords wie „Betonsanierung Altbau München” oder „energetische Dachsanierung Heidelberg” ziehen kaufbereite Anfragen an. Tools wie der Google Keyword Planner oder spezialisierte SEO-Dienstleister helfen, diese Suchbegriffe zu identifizieren und thematisch zu clustern.
Content-Struktur: Keine Spielereien, klare Hierarchie
Suchmaschinen-Crawler bewerten Struktur wie eine strenge Deutschlehrerin. Jede Seite braucht eine H1-Überschrift, gefolgt von H2- und H3-Hierarchien. Überflüssige Header in Sidebar oder Footer verwässern die Struktur. Aufzählungen verbessern die Lesbarkeit – und Google honoriert gut strukturierte Inhalte.
Wer als Baufirma nicht nur gefunden, sondern auch verstanden werden will, muss die fünf W-Fragen beantworten: Wer sind Sie? Was bieten Sie an? Wo sind Sie zu finden? Wann sind Sie erreichbar? Wie können Kunden Kontakt aufnehmen? Diese Informationen gehören in den sichtbaren Bereich jeder Seite – ohne Scrollen, ohne Suchen. Mobile Nutzer machen über 98 Prozent der lokalen Suchanfragen aus. Wer hier versagt, verliert Aufträge.
Die Rolle von Bewertungen und Vertrauen
Bewertungen haben persönliche Empfehlungen weitgehend ersetzt. Laut IHK Karlsruhe lesen Nutzer vor Kaufentscheidungen systematisch Rezensionen. Google erkennt diese Nutzerpräferenz und gewichtet Bewertungen als Rankingfaktor. Mehr positive Bewertungen bedeuten bessere Platzierungen.
Aktives Bewertungsmanagement heißt: Kunden nach Projektabschluss gezielt um Feedback bitten, auf jede Bewertung zeitnah reagieren und negative Rezensionen professionell adressieren. Gekaufte Bewertungen sind verboten – sie verstoßen gegen Googles Richtlinien und gegen Wettbewerbsrecht. Langfristig zahlt sich organisches Wachstum durch echte Kundenzufriedenheit aus.
Citations: Konsistenz als Prinzip
Citations sind Erwähnungen von Name, Adresse und Telefonnummer (NAP) in Online-Verzeichnissen. Etwa 80 Branchenbücher existieren in Deutschland – nicht alle sind relevant, aber die wichtigsten wie Gelbe Seiten, Das Örtliche, golocal oder Yelp sollten gepflegt werden. Die Basisversionen sind kostenlos und für SEO ausreichend.
Entscheidend ist absolute Konsistenz: „Müller GmbH & Co. KG” muss überall identisch geschrieben sein, nicht mal als „Müller GmbH” und anderswo als „Müller Bau GmbH”. Selbst Abweichungen bei Straßennamen („Str.” vs. „Straße”) verwirren Google. Wer manuelle Einträge scheut, kann Tools nutzen, die Daten zentral verwalten – gegen Lizenzgebühr, aber mit Zeitersparnis und Fehlerminimierung.
Mobile First, Speed First
Über 98 Prozent der mobilen Suchanfragen laufen über Google. Das Unternehmen bewertet Websites primär nach ihrer mobilen Version. Wer 2026 keine mobile-optimierte Website hat, existiert für Google nicht. Responsive Design ist Standard, keine Option. Bilder müssen komprimiert, Code sauber, Server schnell sein.
Die Handwerk Magazin beschreibt eine pragmatische SEO-Formel für Handwerksbetriebe: technische Basis + lokale Keywords + strukturierte Daten + aktives Bewertungsmanagement. Diese Formel funktioniert, weil sie sich auf das Wesentliche konzentriert – ohne Buzzwords, ohne leere Versprechen.
Backlinks aus der Region
Backlinks signalisieren Relevanz. Ein Link von der Website des örtlichen Sportvereins, für den man als Sponsor auftritt, ist wertvoller als hundert anonyme Forenlinks. Google bewertet Textlinks höher als Logo-Verlinkungen. „Unser Sponsor ist die Bäckerei Schütz in Karlsruhe” trägt mehr SEO-Gewicht als ein verlinktes Firmenlogo.
Regionale Partnerschaften mit anderen Handwerksbetrieben, Baustoffhändlern oder lokalen Magazinen bieten natürliche Linkbuilding-Möglichkeiten. Wer Fachartikel für regionale Publikationen schreibt, erhält nicht nur einen Backlink, sondern positioniert sich als Experte. SPAM-Links aus dubiosen Verzeichnissen schaden langfristig – Google erkennt solche Muster und straft sie ab.
FAQ: Local SEO für Baufirmen
Wie lange dauert es, bis Local SEO wirkt?
Erste Verbesserungen sind nach 4-6 Wochen sichtbar, stabile Rankings entwickeln sich über 3-6 Monate. Google braucht Zeit für Crawling und Indexierung.
Brauche ich eine Agentur oder kann ich Local SEO selbst machen?
Grundlagen wie Google Business Profile, NAP-Konsistenz und Bewertungsmanagement sind eigenständig umsetzbar. Technisches SEO, Keyword-Recherche und strukturierte Daten erfordern Fachwissen – hier lohnt Unterstützung.
Was kostet Local SEO?
Google Business Profile und Basis-Einträge in Branchenbücher sind kostenlos. Tools für Citation-Management kosten 50-200 Euro monatlich. Agenturleistungen beginnen bei 500 Euro pro Monat, abhängig von Umfang und Wettbewerb.
Wie wichtig sind Bewertungen wirklich?
Extrem wichtig. Sie beeinflussen Ranking und Kaufentscheidung. Unternehmen mit über 50 positiven Google-Bewertungen haben messbar höhere Anfragequoten.
Muss ich für jede Stadt eine eigene Seite erstellen?
Ja, wenn Sie in mehreren Städten tätig sind. Jede Standort-Seite braucht einzigartige Inhalte mit lokalem Bezug, eigene strukturierte Daten und ein separates Google Business Profile.
Was passiert, wenn meine Konkurrenz bessere Bewertungen hat?
Bitten Sie aktiv zufriedene Kunden um Feedback. Qualität und Quantität zählen – eine ehrliche Strategie schlägt langfristig gekaufte Bewertungen.
Wie erkenne ich gute SEO-Dienstleister?
Referenzen aus dem Handwerk, transparente Arbeitsweise, keine Versprechen wie „Platz 1 in 4 Wochen”. Seriöse Anbieter zeigen Erfolge und erklären ihre Methoden.
Local SEO ist kein Sprint. Es ist eine kontinuierliche Investition in regionale Sichtbarkeit – vergleichbar mit einem gut gepflegten Werkzeug, das bei jedem Einsatz präziser arbeitet. Baufirmen und Handwerksbetriebe, die ihren lokalen Marktanteil ausbauen wollen, kommen an strukturierter, konsistenter Optimierung nicht vorbei. Google belohnt nicht die Lautesten, sondern die Gründlichsten.